Sonntag, 8. April 2018

Autoreninterview - Petra Mattfeldt


Liebe Petra,
ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit nimmst und meine Fragen beantwortest. Eigentlich müssten es ja mehrere Interviews sein, denn ich kenne Dich unter drei Namen und bin von all Deinen Büchern begeistert. Ob es nun Jugendbücher, Krimis/Thriller oder historische Bücher sind. Letztere schreibst Du unter dem Namen Caren Benedikt und Ellin Carsta. Und als Caren Benedikt habe ich Dich vor vielen Jahren kennen gelernt. Zunächst nur schriftlich und später dann hatten wir die Gelegenheit uns auf Buchmessen zu unterhalten.


Bei unserem ersten Treffen auf der Buchmesse 
 in Frankfurt hatten wir beide auf jeden Fall 
sehr viel Spaß 



Ich finde es schon faszinierend, was Du alles schreibst und das in ganz unterschiedlichen Genres. Wie ist das eigentlich, kann die Petra abschalten, wenn die Caren gerade an einem Buch schreibt?

Zunächst muss ich sagen, dass ich mich selbst natürlich nicht als unterschiedliche Personen wahrnehme, die Pseudonyme sind wirklich nur Aushängeschilder.

Das Gute ist, dass ich sehr interessiert im Bereich Geschichte bin und deswegen in allen Bereichen, egal ob nun bei Jugendbüchern, Krimis oder historischen Romanen begeistert meine Ideen selbst entwickle. Mir wird nicht vorgeschrieben, was für Stoff ich schreiben soll. Deswegen ist jedes Buch eine echte Herzensangelegenheit, ich stecke alles in meine Bücher und deshalb denke ich überhaupt nicht daran, für welches Pseudonym ich schreibe. Im Vordergrund sollte meiner Meinung nach nicht der Autor stehen, sondern das Werk selbst. Das versuche ich immer so gut wie möglich hinzubekommen.



Kommen Dir beim Schreiben eines Buches schon Ideen für ein weiteres? 

Ja, das ist tatsächlich so! Es ist wirklich schwierig alle Figuren richtig zu ordnen. Ich hatte schon einige historische Romane, in denen plötzlich mein Kommissar Cornelsen über den Mittelaltermarkt spazierte. Das heißt, ich bekomme nicht nur weitere Ideen zu der Reihe, die ich gerade schreibe, sondern auch zu anderen Büchern. Das ist wirklich extrem spannend, weil für mich bei einem Buch, das ich schreibe, bestimmt drei bis vier weitere Buchideen entstehen. Somit regt der Prozess mich sofort zu neuen Büchern an!


Und woher kommen die Ideen?

Meine Ideen kommen von überall. Ich weiß, das hört sich sehr klischeehaft an, aber es ist wirklich so! Das kann ein Bild von einem Weinbau sein, das ich betrachte und plötzlich möchte ich eine Familiengeschichte dazu schreiben. Oder sogar noch weniger: Es reicht ein Geruch, der mir in die Nase steigt und mich an einen mittelalterlichen Basar im fernen Osten denken lässt oder eine Melodie, die mir in den Kopf steigt. Manchmal ist das sehr anstrengend, weil ich aus dem Nichts aufspringe und mein Handy greife, um mir ein Zitat zu notieren, an das ich denken muss. Zu dem Zeitpunkt habe ich nicht die geringste Ahnung, zu welcher Figur oder Geschichte das gehören könnte, ich schreibe es einfach auf und hoffe das Beste (lacht)!



Wie lange schreibst Du an einem Buch und wer darf es als erstes lesen?

Das ist von Buch zu Buch unterschiedlich. Das Gute ist, dass ich recht schnell schreiben kann und deshalb die wirkliche Schreibzeit gar nicht so lange ist. So schnell wie meine Gedanken springen, ist das auch gut so! Viel länger dauert für mich das Einfühlen in die Zeit und natürlich die Recherche. Zum Glück übernehme nicht ich diese, sondern mein Mann. Mir fehlt einfach die Geduld dafür. Dennoch dauert es für mich einige Zeit, bis ich mich in die Zeit zurückversetzt habe und die Atmosphäre für mich aufnehmen kann.
Als Erster liest immer mein Mann und das nicht nur, weil er die Recherche macht und deshalb über den Inhalt und meine Fragen dazu Bescheid wissen muss. Mein Mann ist einfach selbst ein begeisterter Leser und mir ist der Austausch mit ihm unglaublich wichtig, weil ich sichergehen will, dass die Gedanken der Figuren glaubhaft sind und man der Handlung gut folgen kann. Wenn er stundenlang nur am Manuskript sitzt und die Augen gar nicht mehr abwendet, dann ist das für mich das größte Lob, das ich kriegen kann!



Wir haben uns ja schon mal über ein Zeitmanagement unterhalten, leider hat der Tag wirklich nur 24 Stunden. Wie sieht Dein Autorenalltag aus?

Tja, das ist mein größtes Problem. Meiner Meinung nach ist die Erfindung der 24 Stunden eine Gemeinheit. Mit 32 Stunden käme ich deutlich besser aus! Mein Tag ist prall gefüllt. Morgens fahre ich im Normalfall mit meinem Mann ins Büro und arbeite dort an diversen Aufgaben, vor allem aber für den Bookspot-Verlag, bei dem ich als Verlagsleiterin mit eingestiegen bin. Immer dabei ist unser jüngstes Familienmitglied Henry, ein Cavalier King Charles Spaniel, der mir hilft, in der ganzen Arbeit nicht unterzugehen. So gut es möglich ist, schreibe ich auch in der Zeit, doch oft ist gar keine Zeit mehr für meine Geschichten. Dann fahre ich nach Hause, koche für die Familie und fahre danach entweder wieder ins Büro oder beginne richtig zu schreiben. Für mich funktioniert jedoch am besten ohnehin das Nachtschreiben, also dass ich mich ab ca. 23 Uhr hinsetze und loslege. Zu keiner anderen Zeit bekomme ich diese Ruhe und kann mich so in die Geschichte einfühlen.



Du hast ja auch Familie, wie kommen Dein Mann und die Kinder mit dieser emsigen Frau und Mutter klar?

Meine Familie unterstützt mich in meiner Arbeit. Manchmal reicht es schon, wenn man ein bisschen aus der Geschichte herauskommt und mal abgelenkt wird, dann ist das auch sehr gut. Aber sobald ich Ruhe brauche oder jemanden zum Reden, ist meine ganze Familie für mich da. Der Zusammenhalt ist mir sehr wichtig und gibt mir die Kraft, die ich brauche.



Du bist ja eine eifrig schreibende Autorin, was mich natürlich sehr begeistert. Werden Deine Bücher von Deiner Familie auch gelesen?

Wie schon gesagt, liest mein Mann jedes Buch als Erster, also ja. Bei meinen Kindern sieht es ein bisschen anders aus, da liest jeder das, was ihn interessiert. Mein Sohn zum Beispiel hat die Jugendromane verschlungen. Er ist selbst angehender Autor und ich habe mit ihm dann auch gleich den zweiten Teil des „Jahrbuchcodes“ zusammengeschrieben.  Meine eine Tochter hat einige der historischen Romane gelesen und meine andere Tochter die Krimis. Das freut mich natürlich, aber ich würde nie von ihnen erwarten, dass sie alle meine Bücher lesen müssen. Geschmäcker sind eben unterschiedlich und das ist gut so.



Wie bist Du auf die Idee gekommen, eine Autorin zu werden?

Es gab bei mir nie die Idee „Jetzt möchte ich Autorin sein“, es waren nur einige Einfälle, die ich aufschreiben wollte. Diese Einfälle wurden zu einer ganzen Geschichte, einem ganzen Roman und den habe ich bei einem Wettbewerb eingereicht. Nachdem ich dort den zweiten Platz machte und die Gedanken um Geschichten nicht aufhören wollten zu sprudeln, hatte ich Blut geleckt und wollte mehr. Insgesamt muss ich sagen, dass mir das alles eher wie ein glücklicher Zufall vorkommt. Oft habe ich einfach angefangen zu schreiben, das Beste gehofft und das hat sich bezahlt gemacht. Aber es war nie das Bewusstsein, dass ich jetzt als Autorin gelten könnte.



Hast Du als Kind gerne gelesen und wenn ja, welche Bücher fallen Dir spontan ein.

Ja – klar! Ich war ein typischer Pippi Langstrumpf Fan. Die fand ich super. Aber auch die Winnetou Romane und Michael Ende habe ich geliebt!



Hast Du jetzt überhaupt noch Zeit aus Spaß an der Freude Bücher zu lesen?

Die Zeit ist das große Problem. Sobald ich Zeit habe, lese ich auch gerne andere Bücher. Aber gerade im Urlaub ist es die leichte Literatur, die ich mitnehme. Die Romane helfen mir beim Entspannen. Aber ich lese auch unglaublich gerne Krimis oder historische Romane, weil mir das Abtauchen sehr gefällt, dieser Moment, wenn ich ganz in den Bann eines Buches gesogen werde.



Gibt es einen Autor, den Du als Vorbild betrachtest?

Nein, als Vorbild würde ich wirklich nicht sagen. Natürlich finde ich beispielsweise Ken Follett superklasse, weil er toll schreibt und ich seine Bücher verschlinge. Aber nicht als Vorbild, weil ich nicht wie jemand anderes schreiben möchte. Ich mache meine Sachen so, wie ich denke.



Nehmen wir mal an, Du könntest einen Autor in der Vergangenheit besuchen, zu wem würdest Du gerne reisen und weshalb?

Eigenartig – da fällt mir niemand ein. Bei mir wären es nicht so sehr die Autoren, mit denen ich sprechen möchte, sondern die Erfinder. Menschen, die eine Vision hatten und fest an ihr Ziel glaubten, auch wenn sie Rückschläge einzustecken hatten. Solche Leute beeindrucken mich sehr!



Was fällt Dir zu folgenden Namen und /oder Titeln ein:

Die verlorene Ehre der Katharina Blum
Hab ich nicht gelesen 😊

Astrid Lindgren
Klasse! Abtauchen in eine andere Welt, zusammen mit Pippi Langstrumpf bärenstark sein und tolle Abenteuer erleben!

Die Mädels vom Immenhof
Fand ich selbst als Kind zu kitschig 😊



Bevor ich nun gleich noch über andere Bereiche, in denen Du tätig bist, berichte, gebe ich Dir die Möglichkeit, hier etwas zu erwähnen, was Du immer mal gerne loswerden wolltest, ich aber nicht gefragt habe ;)

Da fällt mir nichts spezielles ein. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die gern den Zeigefinger heben und belehrend auf andere einwirken wollen.



Du engagierst Dich ja  in vielen Bereichen, ich möchte zunächst einmal den Homer-Literaturpreis erwähnen, möchtest Du uns dazu etwas sagen?

Ja, das stimmt. Ich bin die Vorsitzende des Vereins HOMER historische Literatur e.V., ein Zusammenschluss von Autorinnen und Autoren, die im historischen Genre schreiben. Hier loben wir jedes Jahr einen Literaturpreis für den besten Roman des Vorjahres aus. Da werden dann auch mal Schätze gefördert, die vielleicht bisher auf dem Markt gar nicht die riesen Beachtung erhalten haben.
Des weitern bin ich Mitglied des Exil PEN. Der PEN dürfte ja als Schriftstellervereinigung doch recht bekannt sein. Es gibt verschiedene Organisationen, die unterschiedliche Ausrichtung haben. Unserer ist der, der damals von den Kollegen Mann gegründet wurde. Ja – da bin ich schon ein bisschen stolz drauf.
Und dann habe ich eben vor kurzen die Verlagsleitung des Bookspot Verlags, der nun auch schon über fünfzehn Jahre existent ist, übernommen und eine Dependance des Verlages hier im Norden aufgemacht. Mein Leben dreht sich also tatsächlich sehr viel um Bücher!



Du erwähnst, dass Du seit kurzem  Geschäftsführerin im Bereich Nord des Bookspot-Verlages bist. Ich habe mich dort schon  etwas umgesehen und weiß auch, dass demnächst etwas Besonderes geplant ist: Ladies Lounge. Was dürfen wir Ladies dort erwarten?

Ladies Lounge ist ein Label, das wir ins Leben gerufen haben, um lustige, aber nicht flache Frauenliteratur zu bedienen. Ich sehe dort einen soliden Markt. Mir ist wirklich wichtig, dass das Niveau nicht allzu sehr abflacht, deshalb kümmere ich mich selbst um eine strenge Auslese. Ich bin auch für das Lachen, wir lachen viel zu wenig, aber nicht um den Preis unserer Qualität.
Insgesamt wollen wir frischen Wind hereinbringen und was könnte das besser erreichen als lustige Literatur? Bis jetzt haben wir zwei Bücher im Repertoire und von Beiden bin ich restlos überzeugt. Sie sollen den so stressigen Arbeitsalltag mit ihrer Leichtigkeit auflockern. Ich selbst lese – wie schon gesagt – gerne einfach Unterhaltungsliteratur, weil ein herzhaftes Lachen den Tag doch gut ausklinken lässt. Ich hoffe sehr, dass nicht nur ich das so sehe und Ladies Lounge ein voller Erfolg wird.




Liebe Petra, ich möchte mich herzlich bedanken, dass Du Dir die Zeit für mich genommen hast.

Sehr gern, liebe Ulla! Wir kennen uns ja nun auch schon ein paar Jahre und ich freue mich immer wieder, wie sehr ich dich mit meinen Büchern begeistern konnte.


An dieser Stelle zeige ich gerne die Buchcover der erschienenen Bücher, aber das würde hier den Rahmen sprengen deshalb stelle ich den jeweiligen Link zur Autorenseite bei Amazon ein:

Petra Mattfeldt: klick hier
Caren Benedikt: klick hier
Ellin Carsta: klick hier

Und wer noch mehr über die Autorin erfahren möchte, klickt hier